DORDA RECHTSANWÄLTE : Europäische Verantwortung

Home / Interviews & Portraits / DORDA RECHTSANWÄLTE : Europäische Verantwortung

Dr. Christian Dorda ist neuer Präsident der französisch-österreichischen Handelskammer. Am 8. April 2025 wurde der angesehene Jurist und Mitgründer der renommierten Wirtschaftskanzlei DORDA bei der Generalversammlung der CCFA einstimmig gewählt – ein guter Anlass für die Caléidoscope-Redaktion, das Gespräch mit ihm in den Fokus zu rücken.
Im Interview spricht Dr. Dorda über sein Engagement für die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen, analysiert die juristischen Dimensionen europäischer
Sicherheitsfragen und erläutert, wie Wirtschaft, Recht und Politik gerade in geopolitisch angespannten Zeiten ineinandergreifen.

 

CCFA: Herr Dr. Dorda, was hat Sie zur Gründung der Kanzlei DORDA motiviert?

Dr. Dorda: Als ich als Junganwalt begann, gab es in Österreich kaum Anwälte, die sich als international vernetzte Law Firm verstanden oder organisierten. Mein juristisches Interesse war jedoch von Anfang an international geprägt. Nach einer Zeit bei einer New Yorker Großkanzlei war mir klar: Ich möchte in Österreich eine Kanzlei mit internationalem Anspruch aufbauen. Daraus entstand DORDA, heute eine der führenden Wirtschaftskanzleien des Landes mit einem ausgeprägten Fokus auf internationale und europarechtliche Fragen. Unser Versprechen ist es, Klarheit (Schlagwort „Clarity“) zu schaffen, indem wir in einer
zunehmend komplexen Wirtschaftswelt vorausdenken sowie unterschiedliche Optionenverantwortungsvoll prüfen und ausarbeiten. DORDA bietet Teamspezialisierung in 23 Fachbereichen und fächerübergreifende Rechtsberatung in sechs Industrie-Gruppen.

CCFA: Sie sind nicht nur Mitgründer einer renommierten Wirtschaftskanzlei Österreichs, sondern auch Mitglied der ersten Stunde der CCFA und seit Frühjahr 2025 auch Präsident der Kammer. Wie kam es ursprünglich zu Ihrem Engagement für die bilateralen Beziehungen zwischen Frankreich und Österreich?

Dr. Dorda: Begonnen hat das Ganze, dank Alain de Krassny, mit einer zunächst kleinen, netten Runde von frankophonen Österreicher:innen und Franzosen in Österreich – dem Club d’Affaires. Doch die Sache wuchs weiter, bis daraus ein Netzwerk wurde, das man als repräsentativ für die österreichisch-französischen Handelsbeziehungen betrachten konnte. Ich bin damals zur „Handelskammer“ (inzwischen umgetauft auf „Wirtschaftskammer“) gepilgert, da deren Zustimmung zur Bezeichnung eines Vereins als „Handelskammer“ notwendig ist. Der Nachweis gelang, und die Integration in das französische Handelskammer-System folgte. Zunächst war die CCFA in meinen Kanzleiräumen untergebracht – bis Alain de Krassny so freundlich war, unseren wachsenden Platzproblemen
Rechnung zu tragen und die CCFA in seinem Bürogebäude großzügig zu beherbergen.

CCFA: Wie sehen Sie Ihre Rolle heute?

Dr. Dorda: Ich war viele Jahre als Syndikus primär für rechtliche Fragen zuständig, nun folgte mir Patricia Backhausen in dieser Funktion nach. Als Präsident liegt mein Fokus heute vor allem auf der Zusammenarbeit mit französischen Interessenvertretungen in Österreich – allen voran der sehr enge und konstruktive Kontakt zur Botschaft, der dank S.E. Matthieu Peyraud aktuell nicht besser sein könnte. Die eigentliche Erfolgsgeschichte der CCFA ist aber vor allem
Generaldirektorin Céline Garaudy-Dumontheil zu verdanken, deren Engagement, Innovationsgeist und internationale Perspektive die Kammer maßgeblich prägen.

CCFA: Welche Rolle spielt dabei ein Wirtschaftsnetzwerk wie die CCFA in der aktuellen europäischen Lage?

Dr. Dorda: Es ist essentiell, dass sich Unternehmen, Expert:innen und Institutionen über Grenzen hinweg vernetzen. Die CCFA bietet dafür eine ideale Plattform – auch, um über politische und wirtschaftliche Risiken informiert zu sein und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

CCFA: Das aktuelle Schwerpunktthema unseres Magazins lautet „Europäische Sicherheit und Verteidigung“. Welche Bedeutung haben rechtliche Rahmenbedingungen in diesem Zusammenhang?

Dr. Dorda: Immerhin verfügt die EU über eine Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GASP), die Teil der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik ist (GASP). Jetzt geht es um gemeinsame Beschaffung und Rüstungsinvestitionen. Ziel muss aber nach meiner persönlichen Überzeugung eine
gemeinsame Armee mit einheitlicher Kommandostruktur, abseits der Nationalstaaten sein. Aber das wird dauern …

CCFA: Sicherheit wird heute breiter gedacht als je zuvor. Welche Rolle spielt das Rechtssystem in dieser Entwicklung?

Dr. Dorda: Ein funktionierender Rechtsstaat ist Grundvoraussetzung für jede Form von Stabilität. Ohne klare gesetzliche Rahmenbedingungen gibt es keine Investitionssicherheit, keine effiziente Verwaltung, keinen Datenschutz. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, wie wichtig verbindliche Regeln sind.

CCFA: Ihre Kanzlei ist stark im Bereich Cybersecurity und Datenschutz engagiert. Welche Themen stehen hier im Vordergrund?

Dr. Dorda: Wir haben bei DORDA schon sehr früh – vor 20 Jahren – auf das Thema Digitalisierung gesetzt. Axel Anderl hat damals als einer der ersten in Österreich ein Spezialteam aufgebaut, dass nun mit rund 13 Juristen führend am Markt ist. Daneben hat er auch die DORDA Digital Industries Group eingeführt, in der mehr als 20 Juristen teamübergreifend an Digitalisierungsthemen arbeiten. Datenschutz und Cybersecurity bilden weiter große Schwerpunkte des Teams: Bei letzterem sind einerseits die vielen Cyberangriffe auf Unternehmen und Institutionen, sowohl präventiv als auch im Anlassfall, im Mittelpunkt. Daneben unterstützt das Team bei der Umsetzung der gesetzgeberischen Gegenmaßnahmen von NIS2 über den Cyber Resillience Act. Im Bereich Datenschutz sind viele wegweisende Verfahren anhängig und schließt der Data Act eine Schutzlücke beim Zugang zu nicht personenbezogenen Daten.

CCFA: Ein weiteres großes Thema ist die Regulierung von Technologien wie Künstliche Intelligenz. Wie begleitet DORDA diese Entwicklung?

Dr. Dorda: Wie auch bei anderen Digitalisierungsthemen führend. Auch dieses Thema hat unser IT Team schon früh am Radar gehabt und mit Alexandra Ciarnau eine Spezialistin aufgebaut. Gemeinsam mit Axel Anderl berät sie Unternehmen am Weg zum Einsatz von KI. Weiters hat das Team auch wichtige Behördenkontakte aufgebaut und prägt das junge Rechtsgebiet auch durch Publikationen. KI ist gekommen, um zu bleiben und mittlerweile auch schon in der Wirtschaft und in der Gesellschaft angekommen. Mit allem daraus resultierenden Regelungsbedarf.

CCFA: Auch das öffentliche Wirtschaftsrecht spielt im Kontext europäischer Sicherheit eine Rolle – etwa bei Infrastrukturprojekten.

Dr. Dorda: Ja, da geht es um die Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse (Important Projects of Common European Interest – „IPCEI“), deren finanzielle Förderung dann nicht als (an sich unzulässige) Beihilfe gilt und die dann auf den Verwaltungsebenen der Mitgliedstaaten gemeinsam umgesetzt werden. Ein weiteres, überaus wichtiges Element auf dem Weg zu einer stärkeren Integration der EU!

CCFA: Wie beurteilen Sie die Rolle von Jurist:innen im Kontext europäischer Sicherheitspolitik?

Dr. Dorda: Recht ist nie Selbstzweck – es schafft Stabilität, Klarheit und Handlungsspielräume. Wenn Europa seine sicherheitspolitischen Ziele erreichen will, braucht es präzise gesetzliche Grundlagen, die Innovation ermöglichen, Kooperation stärken und demokratische Werte absichern. Unsere Rolle ist es, dieses Fundament mitzugestalten.

CCFA: Was braucht es aus Ihrer Sicht, damit Europa auch langfristig resilient bleibt?

Dr. Dorda: Resilienz ist ja erfreulicher Weise ein Thema auf Europa-Ebene und reicht von der IT-Sicherheit des Finanzsektors über die Abwehr hybrider Angriffe und terroristischer Bedrohungen bis hin zu Krisenfällen im Bereich der öffentlichen Gesundheit (Anlassfall: COVID-19 Krise).

CCFA: Und worin liegt Europas größte Stärke?

Dr. Dorda: In der Vielfalt seiner historischen Herkunft, der Größe seines gemeinsamen Marktes, dem Vertrauen auf das System der liberalen Demokratie und dem Glauben an Rechtsstaat und regelbasierte internationale Zusammenarbeit.

D O R D A:

Seit 1976 schafft DORDA Klarheit bei komplexen Problemstellungen im Wirtschaftsrecht. Der holistische Betreuungsansatz bedeutet Recht, unternehmerisch gedacht. Durch DORDAs Dedicated Industry Groups profitieren Mandanten von interdisziplinärer Rechtsberatung bei einem single point of contact. DORDAs Practice Areas bieten Mandanten Teamspezialisierung in 25 Fachbereichen, basierend auf einem ausgewiesenen Track-Record im
internationalen Umfeld. Mit 25 Client Choice Awards steht DORDA an der Spitze der Mandantenzufriedenheit.

Dr. Christian Dorda est Partenaire de création du cabinet DORDA © Sabine Klimpt

 

 

Dr. Christian Dorda privat:

Geburtsort: Wien
Familienstand: verheiratet, Vater von 2 Töchtern und Großvater von 2 Enkelkindern
Studium: Rechtswissenschaften
Hobbies / Interessen: Konzerte, Reisen, Klavier, Golf, Bridge – Thinktank Agenda Austria
Lebensmotto: Teamwork macht stark und froh!

 

Kontakt:
DORDA Rechtsanwälte GmbH
Universitätsring 10, A-1010 Wien
✉ mail@dorda.at
✆ +43 1-533 479 50
www.dorda.at