Schiebel Aircraft Industries ist ein österreichischer Pionier im Bereich unbemannter Luftfahrtsysteme und Hersteller
des bekannten CAMCOPTER® S-100. Mit starker Präsenz in Europa und enger Zusammenarbeit mit NATO-Partnern und
der französischen Marine gilt Schiebel als Schlüsselfaktor für Europas technologische Souveränität, wie Sramek,
Geschäftsführer der Schiebel Aéronaval SAS, im Interview erläutert.
CCFA: Herr Sramek, welche Rolle spielt Schiebel heute im europäischen Sicherheits- und Verteidigungssektor?
Sramek: Schiebel begann bereits Mitte der 1990er Jahre mit Hubschrauberdrohnen, lange bevor dies zum Trend wurde. Heute sind wir einer der größten Drohnenhersteller Europas und weltweit der einzige Serienhersteller unbemannter Hubschrauber. Dank Schiebel hat Europa in diesem Bereich einen großen
Vorsprung – auch gegenüber den USA.
CCFA: Was macht die CAMCOPTER® S-100- Plattform für Partner besonders interessant?
Sramek: Der S-100 hält, was er verspricht. „Wenn man Schiebel bittet, um 10 Uhr zu starten, dann starten sie um 10 Uhr“, brachte es ein Kunde auf den Punkt. Unsere Systeme erreichen über 90 % Verfügbarkeit, bieten 6 Stunden Flugdauer und können verschiedenste Nutzlasten tragen. Damit ist der S-100 eine echte Mehrzweckplattform – und dank unserer Produktionsanlagen auch kurzfristig lieferbar.

EMSA Frankreich Einsatz zur maritimen Überwachung. © Schiebel
CCFA: An welchen europäischen Programmen ist Schiebel beteiligt?
Sramek: 2024 haben wir ein PESCO-Projekt im Bereich unbemannter CBRN-Erkennung abgeschlossen. Derzeit arbeiten wir u. a. im EDF-Projekt SEACURE mit Thales und 35 Partnern aus 13 Ländern – dort wurde der CAMCOPTER® S-300 als luftgestütztes System ausgewählt. Zudem nahmen wir 2025 am ersten operativen Versuch der Europäischen Verteidigungsagentur im Bereich militärischer Logistik teil – die Fortsetzung folgt 2026.
CCFA: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der NATO?
Sramek: Österreichs Neutralität ist eine Herausforderung. Um an NATO-Aktivitäten teilzunehmen, arbeiten wir über Partner in Mitgliedstaaten – auch deshalb gründeten wir Schiebel Frankreich.
CCFA: Die französische Marine zählt zu Ihren Kunden. Wie hat sich diese Partnerschaft entwickelt?
Sramek: Erste Tests fanden 2008 auf der Fregatte Montcalm statt, 2012 folgte die erste Beschaffung. Heute betreibt die Flottille 36F den S-100 auf den drei Hubschrauberträgern der Mistral-Klasse. Seit 2024 besteht zudem ein Fünfjahresvertrag mit der DMAé zur Wartung der Systeme.
CCFA: Welche Einsätze realisieren Sie gemeinsam?
Sramek: Die französische Marine setzt den S-100 weltweit ein – etwa bei den Jeanne d‘Arc- und Corymbe-Missionen, wo er bereits zahlreiche Drogentransporte aufklärte. Auch bei Polaris-Übungen im „Manned-Unmanned Teaming“ ist er im Einsatz. Zusätzlich übernehmen wir Aufklärungsmissionen für die DGAMPA
im Rahmen eines EMSA-Vertrags: Seit fünf Jahren ist ein S-100 am Cap Gris-Nez stationiert, überwacht Umweltverschmutzungen und unterstützt Such- und Rettungseinsätze. Frankreich beschafft nur selten ausländische Systeme – die Wahl des S-100 ist daher eine exzellente Referenz.

Vorführung des maritimen NSP-3 Radars für die Französische Marine. © Schiebel
CCFA: Seit wann ist Schiebel in Frankreich präsent?
Sramek: Schiebel Aéronaval SAS wurde im Mai 2024 in Toulon gegründet – Anlass war der DMAé-Vertrag. Wir wollen nah an der Marine sein, den S-300 etablieren und einen Standort mit realistischen Testbedingungen schaffen. Wichtig war auch, innerhalb von EU und NATO präsent zu sein.
CCFA: Wie entwickelt sich der Standort?
Sramek: Erste Schulungen haben begonnen, im Nächstes richten wir eine Konstruktionsstätte mit Testmöglichkeiten ein, später auch eine Produktionsstätte.
CCFA: Welche Bedeutung hat die Nähe zu den Streitkräften und zur Industrie im Département Var?
Sramek: Die Entscheidung für Toulon bestätigt sich täglich: Nähe zu Marine und Luftwaffe, ein starkes industrielles Umfeld und politische Unterstützung vor Ort.
CCFA: Gibt es Synergien mit europäischen Partnern wie Thales oder Frequentis?
Sramek: Mit Thales arbeiten wir eng an Sensorlösungen, besonders für den S-300. Safran liefert seit vielen Jahren Navigationssysteme. Frequentis ist Partner in mehreren Kooperationsprojekten.
CCFA: Wie wichtig ist das europäische Innovationsnetzwerk?
Sramek: Es unterstützt uns bei der Identifikation relevanter Technologien und beim Aufbau internationaler Partnerschaften.
CCFA: Wohin geht die Reise für Schiebel in den nächsten Jahren?
Sramek: Der Weg führt zu mehr Leistung mit dem S-300 und größerer Autonomie – auch bei gestörten Signalen. Europa bleibt unser Kernmarkt, zusätzlich bieten Länder wie Indien und Südkorea Potenzial.
CCFA: Was bedeutet Schiebel für Europas Sicherheit in einem Satz?
Sramek: Schiebel steht für Europas technologische Souveränität im Bereich unbemannter Luftsysteme – mit dem leistungsfähigsten Produkt seiner Klasse, entwickelt und gefertigt ohne Abhängigkeiten von außerhalb Europas.

Lubos Sramek
Geschäftsführer Schiebel Aéronaval SAS © Schiebel
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