AMBASSADE DE FRANCE EN AUTRICHE: Verteidigung und Sicherheit Europas

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Die russische Aggression gegen die Ukraine hat massive Fähigkeitslücken in Europa offengelegt – insbesondere in Luftverteidigung und Drohnentechnologie – und die dringende Notwendigkeit verdeutlicht, die Verteidigung des Kontinents zu stärken. Dieser Konflikt, die daraus entstehenden Bedrohungen für unsere Länder sowie die Unvorhersehbarkeit der transatlantischen Beziehungen zwingen uns dazu, unsere strategische und industrielle Souveränität neu zu denken. Frankreich und Österreich setzen sich gemeinsam für die Festigung der europäischen Souveränität ein – und rufen ihre Unternehmen dazu auf, an gemeinsamen Projekten zu arbeiten.

Das Weißbuch für eine europäische Verteidigung, das im vergangenen März von der Europäischen Kommission vorgestellt wurde, ermutigt unsere Länder dazu, gemeinsam die europäische industrielle und technologische Basis für Verteidigung (BITDE) weiterzuentwickeln, indem nationale Produktionsmittel stärker miteinander vernetzt werden.
Angesichts einer besonders komplexen internationalen Lage nimmt Frankreich in diesem Prozess eine zentrale Rolle ein. Es ist derzeit der drittgrößte Waffenexporteur weltweit.

Das Land zählt mehr als 4.000 Unternehmen im Verteidigungsbereich – große Konzerne, KMU und mittelständische Betriebe –, verteilt über das gesamte Staatsgebiet. Sie sind weltweit aktiv, einige gelten als Aushängeschilder der französischen Industrie, etwa Thales, Safran und Dassault. Andere Industrieverbünde wie Airbus, MBDA oder KNDS sind erfolgreiche Modelle europäischer Integration. Durch die Vielfalt ihrer Tätigkeiten und ihre wirtschaftliche Bedeutung ebnen diese Unternehmen den Weg für eine verstärkte europäische Zusammenarbeit und schaffen die Grundlagen für eine gemeinsame und souveräne Verteidigungsindustrie, die den aktuellen Herausforderungen gerecht wird.

Die Stärkung der europäischen Verteidigung ist ohne den Ausbau der industriellen Zusammenarbeit mit unseren europäischen Partnern nicht möglich – genau das setzen wir gemeinsam mit Österreich um. In den vergangenen Jahren hat sich die französisch-österreichische Kooperation im Bereich Rüstung deutlich weiterentwickelt.

© istock

Die nationalen Rüstungsdirektoren beider Länder treffen sich regelmäßig, zuletzt im März in Wien und im Juni auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget. Die französische Rüstungsdirektion (DGA) in Paris, die Botschaft in Wien sowie ihre Verteidigungsabteilung arbeiten eng mit den österreichischen Partnern zusammen – beispielsweise durch die Organisation eines französisch-österreichischen Forums der Verteidigungsindustrie am 20. Oktober in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), an dem dutzende Unternehmen beider Länder teilnahmen.

„Die Stärkung der europäischen Verteidigung ist ohne den Ausbau der industriellen Zusammenarbeit mit unseren europäischen Partnern nicht möglich – und genau das setzen wir gemeinsam mit Österreich um.“

Durch die Intensivierung dieser bilateralen Zusammenarbeit leisten unsere beiden Länder einen direkten Beitrag zu diesem kollektiven, angesichts der aktuellen Herausforderungen zwingenden Unterfangen. Frankreich und Österreich haben ihren gemeinsamen Willen bekundet, sich am 800-Milliarden-Euro-Plan „ReArm Europe“ zu beteiligen, der Investitionen in Verteidigungsfähigkeiten erleichtern soll. Bei Bedarf können sie außerdem auf das Programm Security Action for Europe (SAFE) mit einem Kreditvolumen von insgesamt 150 Milliarden Euro zurückgreifen.

Darüber hinaus stimmen beide Länder bei europäischen Instrumenten wie dem EDIRPA (Instrument zur Stärkung der europäischen Verteidigungsindustrie durch gemeinsame Beschaffungen), der Europäischen Verteidigungsindustrie-Strategie (EDIS) oder dem Europäischen Verteidigungsindustrie-Programm (EDIP) überein.

Im Juli haben französischer Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Christian Stocker beim Arbeitsessen im Élysée-Palast die Verteidigungskooperation thematisiert. Sie einigten sich darauf, dass Verteidigungsbeschaffungen der europäischen Verteidigungsindustrie zugutekommen sollen. Österreich möchte – ungeachtet seiner Neutralität – selbstverständlich europäische Plattformen nutzen, die gemeinsame Verteidigungsbeschaffungen ermöglichen.

Frankreich und Österreich arbeiten bereits eng in Fähigkeitsprojekten des Europäischen Verteidigungsfonds (EDF) und der Ständigen Strukturierten Zusammenarbeit (PESCO) zusammen, beispielsweise beim Projekt CBRN SaaS (Überwachung chemischer, biologischer, radiologischer und nuklearer Risiken als Dienstleistung), das von Österreich geleitet wird und auf einem System von Boden- und Luftdrohnen basiert. Diese Kooperationen sollen Österreich ermöglichen, die Modernisierung des Bundesheeres fortzusetzen, die bereits 2022 mit dem Entwicklungsplan Aufbauplan 2032+“ eingeleitet wurde.

„Jetzt ist es an uns – Frankreich und Österreich –, gemeinsam die Chancen zu ergreifen, die sich uns bieten!“

Die Unternehmen unserer beiden Länder können auf vielfältige Weise zusammenfinden: durch Partnerschaften, europäische Projekte, gemeinsame Beschaffungen im Rahmen von Regierung-zu-Regierung-Abkommen oder durch die Einrichtung von Gegengeschäften.
So möchte Thales, das bereits in Österreich vertreten ist, seine Verteidigungspartnerschaften mit österreichischen Firmen wie Frequentis ausbauen, das seinerseits auch in Frankreich präsent ist. Österreichische Unternehmen wie Schiebel, das Drohnen für die französische Marine liefert, oder Glock, das Faustfeuerwaffen für die französischen Streitkräfte produziert hat, sollten ebenfalls ihre Zusammenarbeit mit der französischen Industrie intensivieren können. Die französische Firma HarfangLab und das österreichische Unternehmen Ikarus haben bereits eine technologische und kommerzielle Partnerschaft im Bereich Cyberabwehr geschlossen.

Die Aussichten im Bereich Forschung und Entwicklung, Investitionen in beiden Ländern sowie positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind real. Die möglichen Felder sind zahlreich: Luftfahrt, Luftverteidigung (einschließlich Raketen und Radare), Drohnen und Anti-Drohnen-Systeme, Artillerie, Cyber, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Quanten-Technologien.

Jetzt ist es an uns, Frankreich und Österreich, die sich bietenden Chancen gemeinsam zu ergreifen!

Die Stärke der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und Frankreich in einem Bild: Der österreichische Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) zu Besuch bei Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron im Élysée-Palast in Paris im Juli 2025. © Élysée

 

BIG PLAYER DER BILATERALEN VERTEIDIGUNGSKOOPERATION

Viele der in dieser Analyse genannten Schlüsselakteure sind Mitglieder des Netzwerks der CCFA – sie kommen in dieser Ausgabe mit eigenen Beiträgen zu Wort. Die CCFA ist stolz, sie in ihrem Netzwerk zu haben, und dankt ihnen herzlich für ihre wertvolle Unterstützung.

 

 

S.E. Matthieu Peyraud, Frankreichs Botschafter in Österreich, ruft die Unternehmen beider Länder dazu auf, ihre Zusammenarbeit zu verstärken: Die Entwicklung der bilateralen Kooperation zwischen Frankreich und Österreich trägt wesentlich dazu bei, die europäische Souveränität im Bereich der Verteidigung zu festigen. © WKO/Marko Kovic

Autor :
S.E. Matthieu Peyraud
Botschafter Frankreichs in Österreich
Ambassade de France en Autriche
Technikerstraße 2, A-1040 Wien
www.ambafrance-at.org